
Schachspieler mögen Stockfisch
Anwendung und Grenzen von Super-Intelligenz im Schachspiel
In der Schachpraxis kommen zu Analyse- und Lernzwecken häufig Schach-Engine zu Einsatz, die in jeder Stellung den optimalen, besten Zug berechnen können. Hier können die Maschinen ihre Stärken nutzen, denn im Schachspiel herrschen genau festgelegte Regeln für die Ausführung der Züge, Bewertungsregeln für bestimmte Partiesituationen (Stellungen) und die Wertigkeit der Figuren.
Die Schach-Engine „Stockfish“ erreicht dabei eine Rechen- und Analysetiefe, die allen menschlichen Schachspielern weit überlegen ist – ein künstliche Super-Intelligenz.
Superintelligenter Stockfisch
Für die Bewertung der Spielstärke von Schachspielerinnen und Schachspieler wird mit der sogenannten Elo-Zahl ausgedrückt. Die Elo-Skala basiert auf einer Normalverteilung der Schachfähigkeiten in einer Population, wobei der Durchschnitt bei etwa 1200 bis 1500 Elo liegt. Das zurzeit stärkste Schachprogramm eine geschätzte Elo-Zahl von rund 3845.
Im Vergleich hierzu liegen die Elo-Zahlen von Freizeitspielern zwischen 800 und 1200 Elo, bei fortgeschrittenen Spielern etwa 1400 bis 1600 Elo und bei Meisterspielern ab etwa 2000 Elo
IQ-Analog und Schach-Intelligenz
Hieraus lässt sich in einer Analogie ableiten, welchen Intelligenzquotient ein allgemein trainiertes KI-Modell hätte, in Abweichung zur Normalverteilung aller menschlichen Intelligenzquotienten.
Dieselbe Standardabweichung der Elo-Zahl auf den IQ angewendet, ergibt eine IQ-Abweichung von ca.183 auf den Durchschnitts IQ von 100; die Spielstärke von Stockfish entspricht einem (analogen) IQ von 283.
Dieser Wert liegt weit außerhalb des menschlichen Bereichs, da selbst der höchste dokumentierte IQ von Menschen bei etwa 200 liegt. Diese hohe Zahl verdeutlicht, dass eine Schach-Engine Fähigkeiten besitzt, die in einer Form von „Schachintelligenz“ extrem über dem menschlichen Niveau liegen.
Schachverständnis
Neben der reinen Regelkunde gibt es strategische und taktische Regeln und schließlich Bewertungskriterien für den Wert der einzelnen Schachfiguren und besonderer Stellungen. Die Schach-Engine haben eine sehr gutes (syntaktisches) Regelverständnis und sind hierin jedem menschlichen Spieler weit überlegen.
Allerding fehlt den Schach-Engine ein inhaltliches (semantisches) Schachverständnis in dem Sinne, dass sie bestimmte Bedeutungen nicht berechnen können.
Es existieren beispielweise inhaltliche Bewertung- und Bedeutungskriterien, die eine „schöne“ Schachpartie oder Stellung auszeichnen können. Die Schönheit einer Schachpartie wird allgemein durch eine Kombination aus Kreativität, Tiefe, Harmonie und Überraschungselementen definiert.
Schachkomposition
Hieraus entsteht eine Unterkategorie des Schachspiels, das genau diese Schönheit in „komponierten“ Schachstellungen auszudrücken versucht. Folgerichtig wird diese Disziplin als „Schachkomposition“ bezeichnet. Das bekannteste Beispiel derlei Kompositionen sind Schachproblemaufgaben mit „Matt in x-Zügen“.
Eine leistungsfähige Schach-Engine, ist darauf spezialisiert, Schachstellungen zu analysieren, beste Züge zu finden und taktische Kombinationen zu berechnen.
Schachkompositionen sind aber kreative und ästhetische Herausforderungen, bei denen es nicht nur um das Finden des besten Zugs geht, sondern auch um die Eleganz und Originalität der Idee. Eine Schachkompositionen erfordern eine ästhetische und kreative Herangehensweise, die über das reine Berechnen hinausgeht und ein gewisses „Schachverständnis“ erfordert. Schach-Engine besitzt keine Kreativität oder das Verständnis von ästhetischer Schönheit, das für das Komponieren eines wirklich schönen Schachproblems erforderlich ist. Es könnte einen „technisch korrekten“ Vorschlag machen, aber nicht unbedingt eine „elegante“ Lösung.
Schachkomposition ist eine kreative Aufgabe, die von Menschen mit einem tiefen Verständnis für Schachästhetik und Originalität durchgeführt wird. Die Schach-Engine kann als Werkzeug verwendet werden, um bestehende Kompositionen zu analysieren und zu verfeinern, eine eigene Schachkomposition gelingt den Schach-Engine jedoch nicht, da dne Maschinen das hierfür erforderlich Schach-Verständnis fehlt.